7 November 1886, Letter from F. Reichenbach to his cousin Christian Frautschi


University of Wisconsin-Madison. Max Kade Institute. Frautschi Letters (MKI/Frautschi3/R1886G)

Electronic version: http://frautschi-letters.mki.wisc.edu/let/R1886/Reichenbach1886.html



McKinney, KY, Nov. 7 1886
Werther Cousin Christian!
Euren werthen Brief vom 26. Oct. haben wir erhalten und sind sehr darueber erfreut gewesen. Verzeiht, dass wir ihn nicht sogleich beantwortet haben, wollen es jetzt versuchen zu thun. Ende M·rz 1887 sindes dann 6 Jahre, seit wir von Saanen abgereist sind. Wir hatten eine ziemlich gute Reise, ein starken Sturm auf dem Meere, und so kamen wir etwa Mitte April in Westvirginia an, wohin wir auf Anrathen eines Landsmannes zuerst gingen. Es hat uns aber dort nicht gefallen und so kamen wir zurueck nach Kentucky und zwar nach der Schweizer Kolonie in Lanzel Co. wo wir den ersten Sommer auf einem gepachteten Farmlein zubrachten, und im Herbst nach Stanford, KY. zurueckkehrten, wo uns ebenfalls ein Landsmann, durch ungewissenhaftes ____ und falsche Vorstellungen, ein Haus in einer ziemlich abgelegenen Ortschaft, wo kein Verkehr ist, zu einem verhaeltnismaessig sehr hohen Preis verkaufte. Wir brachten dort den Winter zu, und im Fruehling kauften wir dann die Farm auf der wir jetzt wohnen. Sie enthielt anfangs 165 Acker, wovon wir letztes Jahr 10 verkauft. Das Land ist ziemlich gut., doch zeigt es Spuren von frherer schlechter Landwirtschaftung. Wir haben einen schoenen Obstgarten von cirka 10 Acker. Gute Gebaeude fanden wir nicht. Wir haben im 2ten Jahre eine Scheune gebaut. Auch die Umzeunungen waren sehr schlecht.Sie hat nur 4.300 Dollars gekostet.Wir koennen nicht sagen, dass wir ein "bluehendes Geschaeft" haben, denn das Farmen ist bei den jetztigen niedrigen Preisen von Produkten gar nicht gewinnbringend. Das Klima ist gesund, wir sind auch bisher, Gott sei Dank von schweren u. langen Krankheiten verschont geblieben. Wir sind in dem Distrik[t] der sogenannten Saanerkolonie, aber es kann eigentlich nicht eine Kolonie genannt werden, die Farmen liegen sehr zerstreut und dazwischen Englische.
Euer Freund und Bekannter Isaak Haldi wohnt mit seiner Familie etwa 4 Meilen von uns, und zugleich an der aeussersten Ecke der sog. Sanerkolonie. Unser naechster deutscher Nachbar ist ein Graubndener, und ist der reichste von den hiesigen Deutschen. Christian Schopfer und Jos. v. Grnigen, Lehrer, sind auch hier, wohnen nebeneinander. Auch Hans Haudwirts und Frau (welcher auch in Wisconsin gewesen ist) wohnen hier und noch manche andere, die Ihr aber nicht gekannt haben werdet. Wir haben hier noch keine deutsche Kirche, denn es sind hier noch nicht deutsche genug.beisammen. Aber in der Kolonie Lutherheim unweit von hier wurde vor Kurzem eine katholische Kirche eingeweiht, und eine lutherische ist im Bau begriffen.Wir wollen Euch eine Photographie schicken die wir noch in der Schweiz vor der Abreise haben machen lassen.Sie stellt die ganze Familie vor. Sobald wir eine Gelegenheit
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[Fritz Reichenbach]