1852?, Letter from Johann Jacob Frautschi to his brothers, sisters, relatives and acquaintances in Switzerland (fragment)
University of Wisconsin-Madison. Max Kade Institute. Frautschi
Letters (MKI/Frautschi3/J1852G)
Electronic version: http://frautschi-letters.mki.wisc.edu/let/J1852/JohannJacob1852.html
Insgemein um euch die Wahrheit zu schreiben, so schreibe ich
euch, wie es uns von Saanen bis hierher gegangen ist. Wir sind
was ihr wohl wißt, den 21 Tag Hornung (Februar) 1852 von
Saanen abgereist für nach Amerika zu reisen.
Acht Tage waren wir auf der Reise bis nach meines Weibes Heimat,
wo wir uns zwei und einen halben Monat aufhielten, denn meines
Weibes Verwandten wollten uns nicht nach Amerika gehen lassen,
und wollten daß ich dort eine Heimat kaufen sollte. Bald
ließ ich mich überreden und hatte Behausung gedingt.
Endlich riß ich mich mit Gewalt fort.
Also reiste ich mit meiner Haushaltung den 17 Mai 1852 um das
große Weltmeer zu betrachten. Den 27. Mai traten wir in
das Schiff, wo wir 43 Tage auf dem Meer gewesen waren. Wir hatten
fast die ganze Zeit Gegenwind gehabt.
Wir waren kaum eine Stunde auf dem Meer, so ging die Meerkrankheit
an, daß bald ein paar hundert auf einmal kotzen mußten.
Ich hatte viel zu tun mit Weib und Kindern, um das Haupt zu halten,
ich aber glaubte es tu mir nichts. Aber auf einmal kam ein Mann
nah an meinem Bette vorbei, und mußte vom hintern und von
vorne lassen und machte seinen Nachthafen voll, und wollte ihn
hinaus tragen. Er kam unten an die Stege, stürtzte und verschüttete
seinen Hafen, so daß alles zusammen einen Gestank machte
daß ich auch kotzen mußte. Hernach wurde ein Mann
mit dem Abtritt umgestürtzt, auf dem Schiffe daß die
Unsauberkeit ihm über den Rücken lief, das gabs jedermann
zu lachen.
Am 9. Tag in der Nacht fiel Sturm ein. Das Schiff wurde so heftig
erschütert, daß 4 Männer mit einer Bettstat herunter
brachen. Viele glaubten, das Schiff sei zerbrochen, und schrien:
Lieber Herrgott! Komm uns zu Hülfe, wir versinken! Heil Maria
komm uns zu Hülfe, ja, alle Heiligen, kommt uns zu Hülfe.
Und die 4 Männer kratzten am Boden, wollten schwimmen, und
war doch kein Wasser im Schiffe.
Der kleine Jakob hatte den Durchfall bekommen, so daß wir
glaubten, er könne nicht genesen, davon er doch endlich kommen
konnte. Gott sei Dank sind jetzt alle vier gesund, und sind wohnhaft
auf einem gesunden Land. Diese Gegend ist sehr gut für Küher.
Ich habe 2 Kühe gekauft, und 2 Ochsen, und bin in Gedanken,
bis im Frühjahr noch 5 oder 6 Kühe zu kaufen. Hiergegen
ist das Land der größere Teil offen. Ich habe nicht
Zeit gehabt viel Heu einzusammeln, sonst hätte ich mer Kühe.,
dieses Spätjahr gehabt, denn ich habe mich beschäftigt
mir eine Behausung zu bauen. In dieser Gegend wo ich angesiedlet
bin, ist gut Land und gut Wasser, denn ich habe zwei Wasserquellen,
und 80 Acker gekauft und das Land fast ganz offen. Die 80 Acker
für 100 Dolar. Ich habe ein Haus darauf gebaut von zwei Stuben,
Keller und Gaden. Darum ich noch nicht Zeit gehabt, das Land zu
bauen, denn ich hatte zu tun mir eine Wohnung zu machen, und einen
Notstall für die Kühe und Ochsen.
Ich muß künftiges Jahr wiederum die Lebensmittel kaufen,
hingegen sind sie wohlfeil, ich habe Erdäpfel für zu
essen und anzupflanzen gekauft. Den Pochel 18 Cnt. Der Pochel
macht beinahe zwei Mäß. Das mehl 100 Pfund kostet 14
Schilling. Der Haber 18 Cent der Pochel.
Schweinefleisch 4 Cent, Hirschenfleisch 2 bis 3 Cent. Der Butter
verkauft sich 10 - 15 Cent. Der Käs ist 10 - 12 C. Die Kühe
kosten 18, 20 -15 Dolar. Hingegen der Unterhalt der Kühe
kostet weder Sommer noch Winter nichts, als Heu zu machen, und
dessen hat man hier genug. Man könnte 1000 Kühe weiden,
nur in deisem Tal wo ich wohnhaft bin. Hier ist Heu, daß
man fast nicht dadurch gehen kann. Es ist aber komlich, so Heu
zu haben, denn der Winter ist ziemlich kalt und lang. Hingegen
kann man allerlei Erdgewächse anpflanzen, alles ist prachtvoll,
nämmlich: Meerbohnen, Kürbis, allerlei Korn, Kabis und
Kohlrafen, ohne Mist. Die Kartoffeln sind dieses Jahr überaus
gut geraten, und haben keine kranke.
Hier ist auch ein Talbach, wo sich jemand auch eine Mühle,
und Säge fabrizieren könnte. Dieses Tal ist bei 2 Stunden
lang und sind nur zwei Einwohner. Links und rechts hat es Hügeln,
Berge und Täler unbewohnt. Hier ist der größte
Teil deutsche Leute, und Schweizer. Es hat mehrere Familien vom
Kanton Graubünden, und von Diemtigen, der größere
Teil evangelische Leute. Sie halten Versammlungen, und haben einen
Pfarrer, und auch Kirchen.
Wenn du, Abraham zu uns kommen willst, so kannst du bei uns wohnen,
bis du dir ein Haus aufgebaut hast.
Ihr müßt auch Gottlieb Bach sagen, wenn er nach Amerika
gehen will, daß diese Gegend für Küher das beste
Land ist. Es hat auch Berge und Klüfte, die kauft man nicht,
man kann sie umsonst benutzen.
Ich muß enden mit meinem schreiben, ich weiß nichts
mehr zu schreiben.
Wir lassen euch allesammt freundlich grüßen, und hoffen
das dieser Brief euch bei guter Gesundheit antreffe.
Wir lassen den Hauptmann Mösching auch grüßen.
Jacob Frautschi
Bolenz d. 11. Mz. 1852
Bornigereenthal
Souck Prerie Citi Visgonsien
Nord Amerika