January 16, 1889, Letter from Christian Frautschi to his brother Johann Frautschi


University of Wisconsin-Madison. Max Kade Institute. Frautschi Letters (MKI/Frautschi3/
C1889)

Electronic version: http://frautschi-letters.mki.wisc.edu/let/C1889/Christian1889.html


Brief des Christian Frautschi an seinen Bruder Johann Frautschi

Die Nachricht, von Eurem Wohlbefinden durch dein Werthes Schreiben vom 28 April, letzten Jahres hat mich sehr erfreut. Hoffentlich befindet ihr auch heute noch wohl. Ich sehne mich nach Nachricht von meinem 1. Bruedern meiner alten Heimath. Das Losungsbuchlein fuer 89 habe ich erhalten. Danke herzlich.

Den Anzeiger habe ich nun fuer ein weiteres Jahr bestellt. Ich finde darin manches was mich anheimelet auch interessantes, geschichtliches aus der alten Heimath. Gratulire Euch zur Renoviren und Heitzung der alt ehrwuerdigen Saanen Kirche, ganz pracktisch fast Amerikanisch. Und wenn erst einmal die projecktirte Eisenbahn nach Saanen wird vollendet sein, und ich und Br. Jacob noch leben, werden wir Euch soneben bei einem Besuch abstatten.

Zu mehrfacher Beziehung, war das letztverflossene Jahr ein Gnaden und Segensreiches Jahr Fuer mich und meine liebe Familie nach Seele und Leib. So dass die blutenden Wunden des Jahres 1887 wieder in etwa geheilt wurden. Freilich gnz werden sie nie geheilt so lange wir leben. Ist wohl auch besser.--

Wir erfreuen uns jetzt, Gott sei dank, guter Gesundheit. Am 17 Mai bekamen wir Zuwachs durch ein kleines Maedchen. Es erhielt bei der h. Taufe den Namen Alice Victoria. Der aelteste Sohn "Emil" besuchte seit Sept. 87 die Hochschule.

Hier sind die Schulen gradirt. Nach-dem die Schuler durch alle Klassen der gewohnlichen Stadtschulen durch gegangen sind kommen sie in die Hochschule, und wenn in der Hochschule graduirt, koennen sie dann unentgeltlich die Staatsuniversitaet besuchen. Unserere Jugend unserer Stadt hat, was Schulbildung anbelangt, grosse Vorrechte, denn sie haben gelegenheit in allen wissenschaftlichen Zweigen unterrichtet zu werden. Freilich konnen viele unnuetze, faule Kinder nie durch die gewoehnlichen Stadtschulen.

Der Emil nahn sich letztes Fruehjahr vor nicht laenger in die Schule zu gehen; und er erlernte seither das Telegraphiren, wozu er brosses Geschick hatte. Und seit Neujahr nahm er seine Studien in der Hochschule wieder auf. Er ist ein sehr guter Sohn, der seiner Eltern viel Freude bereitet. Adolph, der 2te, erst 15 Jahre alt, ist schon 2 Zoll laenger als ich, und es ist gar nicht abzusehen wie gross er werden wird. Er besucht seit letzten Sept. die Hochschule, und die Bertha R. wird ein Jahr spaeter hin
kommen, wenn sie gesund bleibt.

Unsere Stadt erfreut sich, im Vergleich zu vielen andere Staedten, eines nur langsamen Wachsthums, und doch hat sie seit 10 Jahren auch bede utende Fortschritte gemacht in manchen moderne Verbesserungen, als da sind 1. Wasserwerke. Wir bekommen das Wasser bis in die Kueche geleitet. 2. Abzugs-Kanaele. 3. Strassenbahn. 4. Electrische Beleuchtung, u.s.w. uebrigens zaehlt die Stadt nur 16,000 Einwohner. Bemerkenswerth ist, dass der letzte Winter bei uns gerade so streng war wie bei euch. Wir hatten ein fruchtbares Jahr. Dieser Winter war bis jetzt sehr milde. Seit einer Woche bedeutend Schnee genug fuer eine gute Schlittenbahn. Seit
gestern Regen, schade, um die schoene Schlitten bahn. Die 1 Brueder in Minnesota sind wohl. Empflange somit deiner 1. Famile unser allen herzlichsten Grusse and GlueckesWunsche zum neuen Jahr.

Dein Br. Chr. Frautschi

Bitte, schreibe bald.